Dienstag, 25. Januar 2011

In den Schulregeln ist vorgeschrieben, dass..

Ich weiß auch nicht, wie es dazu gekommen ist, dass ich diesen dämlichen Aufsatz schreiben musste, aber Fakt ist, dass ich ein sehr großes "Mitteilungsbedürfnis" habe, wie meine Französischlehrerin immer wieder und gerne wiederholt. Auf jedem Fall hat alles damit angefangen, dass ich aus meiner Wasserflasche getrunken habe. Mitten im Unterricht. Und es kam, wie es kommen musste. Meine Mathelehrerin sieht mich mit diesem Blick an. Einerseits bösartig, aber auch froh darüber, dass sie mich auf frischer Tat ertappt hat. Bei anderen Lehrern ist es ja selbstverständlich, dass man trinkt. Hauptsache es ist nichts, dass für immer bappt, wenn es mal aufs Heft verschüttet wird. Aber nicht für sie. Mathe ist ja was besonderes, etwas intellektuelles, etwas, dass besonderen Umgang erfordert. Ich meine, wer braucht denn nach dem Abitur noch Erdkunde oder Geschichte? Werden doch eh alle Mathematiker. Ich habe natürlich gleich gewusst was mich erwartet und die ganzen Streitereien, die ich wegen Gebrauchs unanständiger Redewendungen ganz bestimmt nicht wiedergeben werde, haben am Ende auch nichts gebracht. Ich musste ein Aufsatz schreiben, in dem ich die Schulregeln beschreiben musste. Und als sie mir erlaubte meinen Aufsatz "kreativ" zu machen, beging sie einen fatalen Fehler...

Helga und die Schulregeln
Helga sollte dieses Wochenende bei ihrem Onkel Vladimir, in der benachbarten Großstadt, verbringen. Dafür musste sie einen langen und anstrengenden Weg mit dem Fahrrad zurücklegen. Bevor sie sein Haus am Waldrand erreichen konnte, ist ihr Fahrradreifen geplatzt und sie musste den Rest des Weges laufen. Das war aber in Ordnung. Bei ihrem Onkel wird sie sich ausruhen können. Was ist aber mit dem Rückweg? Zum Glück kann sie auf dem Dachboden nach einem neuen Rad gucken. Auf dem Dachboden gibt es viele, mit Staub bedeckte, Kisten aus fester Pappe. Nirgendwo konnte sie irgendetwas finden, dass auch nur annähernd der Form eines Rades ähnelt. Nach einiger Zeit hatte sie es satt nach diesem Rad zu suchen. Jetzt sah sie sich richtig um und bemerkte einen Pappkarton mit Fotos. Unzähligen Fotos aus Onkel Vladimirs Kindheit, Jugend.. Moment mal. Was war das denn? Einige Fotos rutschten ihr auf den Boden. Darauf hatte ihr Onkel einen grünlichen Anzug an und sein Blick sah sehr traurig aus, fast verzweifelt. In seinen Händen eine Waffe, wie man sie aus diversen Militärfilmen kennt. Blitzartig ließ Helga alles fallen und rannte zu ihrem Onkel herunter. "Du warst bei der Armee?". Ihr Onkel sah sie fragend an und antwortete mit seiner ruhigen und klaren Stimme: "Ja, Helga, alle mussten da früher hin, weißt du das?". "Wirklich? Ist ja toll. Denkst du ich kann da auch irgendwann hingehen?". Onkel Vladimir gab einen Schluchzen von sich und antwortet: "Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht so freuen.. " "Wieso denn? Wie ist es da so?" "Ach. Weißt du, man wird da einfach schlecht behandelt. Es gibt Anführer, deren Regeln man immer befolgen muss, egal ob man will oder nicht und egal, was man von ihnen hält. Alles hat seine Ordnung. Du darfst nichts machen, bevor es dir erlaubt wurde. Wenn dir dein Anführer ein Befehl erteilt musst du ihn genaustens anhören, auf keinem Fall unterbrechen und den Befehl sofort ausführen." "Wow.. ", sagte Helga, nach einer kurzen Pause, "..das ist ja genauso, wie in der Schule".


Ich habe gehofft, dass meine Lehrerin respektiert, dass ich ihre Zusatzaufgabe gemacht habe, obwohl ich sehr wohl bemerkt besseres zu tun gehabt hätte. Und, dass da dann auch noch so eine Story draus wird. Alles komplett. Ein einleitender Teil, ein Höhepunkt. Mein Deutschlehrer hätte mir dafür sicherlich eine 1 gegeben. Meine Mathelererin dagegen, gab mir für meine Bemühungen eine 6 und sendete eine Kopie des Textes an meine Eltern. Die wiederum haben darüber gelacht.

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