Dienstag, 25. Januar 2011

Homo oder Hetero?!

Ich habe mich heute mit einer Bekannten unterhalten, die eine völlig andere Lebenseinstellung hat als ich und damit auch eine ganz andere Vorstellung von der Welt. In manchen Hinsichten jedenfalls. Sie hat oft eine eigenartige Meinung, die einen wirklich zum Nachdenken bringen kann. Ihre etwas andere Sicht des Lebens ließ mich tiefer in das Gespräch sinken. Wir haben irgendwann angefangen über einen gemeinsamen Bekannten zu reden, der schwul ist. Aus irgendeinem Grund schien sie ihn nicht besonders leiden zu können. Ob sie ihn als Menschen nicht mochte oder ob sie schwule generell nicht akzeptierte, wusste ich nicht. Wir verfielen in eine tiefgründige Diskussion über Homosexualität. Sie vertrat ihre Meinung und da ich ein Mensch bin, der sich fremde Meinungen sogar gerne anhört, auch wenn er selbst eine völlig andere vertritt, akzeptierte ich sie auch. Bis sie einen Satz brachte, der mich zutiefst erschütterte. "Schwul sein ist doch nicht normal! Das ist eine Krankheit!". Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Und es fiel mir nichts mehr ein. Wer so denkt, gehört verbannt. Vermutlich ist es für einen heterosexuellen Menschen ungewöhnlich zwei Männer miteinander küssen zu sehen. Und natürlich ist es für diejenige Person dann auch schwer sich vorzustellen, dass zwei Menschen mit dem gleichen Geschlecht etwas füreinander empfinden können, weil sie selber möglicherweise keine Erfahrungen damit gemacht hat. Es gibt bestimmt mehr Menschen, die diese Meinung mit meiner bekannten teilen, aber jemandem einfach mal vorzuwerfen psychisch beeinträchtigt zu sein, weil er Bi- oder Homosexuell ist, wirkt einfach unprofessionell und unbedacht.

Bevor man so etwas behauptet, wie sie, sollte man sich selbst fragen, woran es denn liegen könnte. Was ist die Ursache für Homosexualität? Eine kleine Sache an der Behauptung stimmt ja. Dafür, dass Menschen sich zu dem selben Geschlecht hingezogen fühlen, können sie nichts, genauso, wie psychisch gestörte Menschen ihr Verhalten nicht kontrollieren können. Wobei es schon eine Sünde sein sollte zwischen einem psychisch gestörten Menschen und einem homosexuellen Menschen vergleichen zu müssen. Denn die sexuelle Orientierung ist schon vor der Geburt an festgelegt und wird erst durch besondere Prozesse oder Abläufe in der frühen Kindheit und der Pubertätsphase ausgeprägt. Wie eine im Jahre 2008 durchgeführte Studie an eineiigen Zwillingen in Schweden zeigt, sind die Faktoren, die die sexuelle Orientierung steuern sehr komplex, weswegen in dem Bereich nur wenig bekannt ist. Trotzdem wird viel geforscht. Auch im genetischen Bereich. Es wurden Vermutungen aufgestellt, die besagen, dass in den meisten Fällen, in denen ein eineiiger Zwilling schwul ist, der zweite es auch ist. 40 von 45 Testergebnissen einer Studie brachten ein solches Resultat. Natürlich sind die Zahlen bei solchen Studien oft ungenau, weil es zu wenig Stichproben gibt und weil manche Menschen aus Scham oder Ungewissheit ihre sexuelle Orientierung verschweigen. Ein deutscher Endokrinologe und Sexualwissenschaftler untersuchte folgende Theorie: Stresshormone in der Schwangerschaft sind für Homosexualität verantwortlich. Denn anfangs unterscheidet sich das Gehirn eines männlichen Babys nicht von dem eines weiblichen. Es gibt bestimmte Hormone, die das männliche Gehirn in drei Phasen "vermännlichen". Jede der Phasen kann durch Stress gestört werden.
Alles andere was ich gelesen habe, zum Beispiel, dass homosexuell Orientierte vergrößerte linke oder rechte Gehirnteile haben oder veränderte Nervenverbindungen, hielt ich für schwachsinnig, was es auch höchstwahrscheinlich war. Im Endeffekt haben wir jetzt das Gegenargument zur Behauptung, dass Schwulsein eine Krankheit ist.

Und nun: von der Modernen Frau akzeptiert und toleriert, von den Männer verachtet- die Bisexualität. Frau, Mann, Mann, Frau, hin oder her, heutzutage ist es mehr als in Ordnung, gar selbstverständlich sich zu beiden Geschlechtern hingezogen zu fühlen und auch in Caesers Affären haben Männer eine bestimmte Rolle gespielt. Es gilt manchmal sogar als cool Bisexuell zu sein. Das bedeutet in gewisser Art Freiheit, Unabhängigkeit und Toleranz. Sigmund Freud stellte die Hypothese auf, dass im Grunde jeder Mensch  Bisexuell sei und dass der Homosexuelle Anteil durch die gesellschaftlichen Zwänge und Tabus verloren ginge. Beim Suchen der Ursachen für Bisexualität landen wir wieder einmal bei unserer schwedischen Studie, die zu dem Schluss kam, dass diese sexuelle Orientierung einen genetischen Einfluss von 65% bei Männern und ganzen 82% bei Frauen hat, wobei die Erziehung oder Erfahrungen in der Kindheit zumindest bei Männern keine Rolle spielt.

Kann man überhaupt so klare Grenzen ziehen und nur zwischen Bisexuell, Homosexuell und Heterosexuell unterscheiden? Meiner Meinung nach ein klares nein. Denn ich stelle mir ein sexuelles System vor, in dem es eine Frau und einen Mann gibt, zwischen denen ein Freiraum ist, in dem sich alle Menschen bewegen. Manche fühlen sich mehr zu der Frau und manche mehr zu dem Mann hingezogen. So kann man als Frau, zum Beispiel, Bisexuell sein und sich gleichzeitig ein wenig näher zu Frauen gezogen fühlen oder als Mann Heterosexuell sein und sich trotzdem auch ein wenig zu Männern gezogen fühlen. Wie man seinen Platz in diesem System findet? Nur durch das Ausprobieren!

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