Dienstag, 27. September 2011

Als ich einmal die Bahn verpasste...

Die einzige Möglichkeit für uns Menschen unsere Emotionen mit Hilfe unseres Körpers zu zeigen ist das Tanzen. Rock 'n' Roll ist dabei das Rebellische, der Widerstand, Tango ist die tiefste, leidenschaftliche Eifersucht und Konkurrenz, mit dem Walzer teilen wir sanfte, zärtliche Liebe und für Jazz wird nicht umsonst oft die Bezeichnung "Sex auf dem Parkett" benutzt.

...und dabei kann man schon vor dem Tanztraining so viel emotionenreiches erleben.

Vor einigen Jahren haben sich die zwei ältere Tanzgruppen unserer Trainerin, die aus zwei verschiedenen Städten stammen, zu einer großen zusammengeschlossen. Gleich darauf trafen sie die Entscheidung, dass beide kleineren Gruppen jeweils drei Mal in der Woche tanzen sollen. Jede zwei mal bei sich in A-Stadt und einmal bei den anderen in B-Stadt. Der Wochenplan von uns A-Städtern sah dann so aus: Dienstags ging es zu den B-Städtern nach B-Stadt, Mittwochs hatten wir alleine bei uns Training und Freitags kamen die B-Städter zu uns nach A-Stadt zum Tanzen.
Die Zugfahrten Dienstags waren dabei immer ganz lustig. Obwohl unsere Jahreskarten nie bis nach B-Stadt reichten, kauften wir uns keine Fahrkarten und sparten uns die 2€ Fahrtgeld. Wenn Kontrolleure vor der Preisstufengrenze auftauchten, zeigten wir immer mit reinem Gewissen unsere Jahreskarte. Wenn sich die Männer mit dunklen Uniformen blicken ließen, wenn die Grenze überschritten war und unsere Karten nicht mehr gültig waren, wurde es natürlich schon gefährlicher, aber dann sagten wir, wir hätten nicht gewusst, dass wir nur bis C-Hausen fahren könnten und wurden dann meistens begnadigt und fuhren bis zu unserem Ziel.

Eines schönen Tages verpasste ich die Straßenbahn. Als ich mit der nächsten am Hauptbahnhof ankam, blieben mir noch drei Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Ich stürmte raus und rannte wie eine verrückte los. Meine offene Kapuzenjacke flog durch die Lüfte wie ein Cape. Mein IPod spielte gerade "Superman" von Eminem. Es regnete. Ich rutschte auf den Treppen aus, aber fing mich noch rechtzeitig, ohne hinzufallen. Der Zug stand schon da. Ich drückte auf den Knopf. Die Türen öffneten sich. Ich ging rein, suchte zwischen den Sitzenden drei blonde Köpfe. Doch meine Freunde waren nirgendwo. Kein Problem. Vom Bahnhof in B-Stadt musste man nur geradeaus laufen, keine Chance sich zu verlaufen, nicht einmal für mich. Ich setzte mich hin. Auf dem Paltz gegenüber saß ein gut aussehender Jugendlicher meines Alters. Genau mein Typ. Er schien mich sogar gelegentlich anzuschauen. Hat die Zugfahrt nicht doch noch ein gutes Ende? Plötzlich riss mich eine dunkle Gestalt aus meinen Träumereien. Es war ein Mann im hinteren Teil des Wagons, eine Figur in dunkler, blauer Uniform. Oh shit. Ich schluckte. Der Typ gegenüber lächelte mich an. Na toll. Ich drehte mich möglichst unauffällig um und bemerkte einen zweiten Kontrolleur, der von vorne nach hinten durchging. Noch toller. Kein Weg zu entkommen, die Preisgrenze war überschritten. Lügen und Betrügen zu riskant. Noch zwei Haltestellen bis B-Stadt, doch mit jeder Minute kamen die Kontrolleure näher einander entgegen und wagten mich zu erdrücken wie zwei Betonwände. Nein, unmöglich, ich kann es nichtmehr schaffen. Es gibt nurnoch einen einzigen Weg den Busgeldern zu entfliehen: aussteigen. Die nächste Haltestelle des Zuges war Z-ingen. Mit Z-ingen hatte ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht. In einer ähnlichen Situation musste ich zusammen mit einer Freundin vom Tanzen eine halbe Stunde am Z-inger Bahnhof verbringen, an dem es wirklich nichts gibt. Nichts ausser einen Süßigkeitenautomaten, den wir an diesem Tag maßlos überfordert haben. Nun war ich da, hatte überhaupt keine Lust auf den nächsten Zug zu warten, nur um erneut zu versuchen der Farhkartenkontrolle zu entweichen. Nachdem der Zug abgefahren war, herrschte komplette Stille. Ich sah mich im Dorf um und konnte mich glücklich schätzen auf zwei Einheimische gestoßen zu sein, die ich nach dem Weg zum B-Stätder Bahnhof fragen konnte. Ja, erklärte die nette Dame, natürlich könne man zu Fuß gehen, nur, dass das dann eine Stunde dauert und es nicht wirklich einen Geraden Weg dorthin gibt. Sie fügte hinzu, dass der Bus zum Bahnhof in einer Minute abfährt. Zum Glück sah ich den Bus rechtzeitig, rannte zu seiner Haltestelle und erreichte ihn, bevor er wegfuhr. Als der Bus abfuhr, war er noch so gut wie leer. Ich ging nach vorne durch, wandte mich an den Fahrer und schilderte ihm meine Situation, glücklich darüber eine Lösung des Problems gefunden zu haben. Der Busfahrer, der erstaunlich freundlich war, wies mich jedoch enttäuschender Weise, mit breitem Lächeln im Gesicht, darauf hin, dass der Bus nicht am Bahnhof hielt. Innerlich wäre ich fast ausgetickt. Ich fing an schneller zu atmen, drohte fast hyperzuventillieren. Tief in meiner Kehle saß ein dicker Klos fest und ich dachte wirklich, ich würde gleich anfangen hysterisch loszuheulen. Entweder vor Wut oder vor idiotischer Planlosigkeit. In einer fremden Stadt, weit weg von der Zivilisation, im falschen Bus nach nirgendwo.

Bis zum Trainigsanfang blieben mir nurnoch wenige Minuten und nachdem der Bus eine viertelstunde lang durch das Dorf gerollt ist, wurde aus der Hoffnung rechtzeitig zu kommen allmählich die Hoffnung überhaupt irgendwann irgendwo anzukommen. Wahrscheinlich hatte der Fahrer ein schlechtes Gewissen oder ich tat ihm Leid, denn er sprach mich an und teilte mir mit, es gäbe einen anderen Bus, mit dem ich sicher bis zum Bahnhof käme. Also stieg ich aus, lief den gezeigten Weg zur Haltestelle meines Busses. An der Halte stand ein recht junges Ehepaar. Nachdem ich beim Lesen des Fahrplans scheiterte, blickte ich die zwei neben mir an und entdeckte am Hals der Frau einen Davidstern und entschied mich dafür den üblichen "Judenbonus" zu nutzen. Gleich darauf sprach ich sie an: "Hallo, sind Sie auch Jüdin?" Ich deutete auf die Kette an ihrem Hals "Das ist ja ein Zufall! Wow, ich bin total beeindruckt... wissen Sie, wann der Bus kommt?". Leicht überrumpelt sah das Paar erst einander an, dann mich. Die Frau begann laut zu lachen. "Ich bin garkeine Jüdin! Davidstern? Hmm.. stimmt, schaut danach aus, ne?!", sagte sie, während sie sich eine Träne aus dem Gesicht wusch. "Der Bus kommt trotzdem in 2 Minuten...", fügte ihr Mann hinzu. Einfach nur peinlich. Ich redete weiter, um das Geschehen ein bisschen zu überspielen, erzählte irgendwas sinnloses, bis der Bus kam. Ich denke, die waren recht erleichtert mich endlich los zu haben.
Doch auch der Bus fuhr nicht zum Bahnhof. Ach... ich dachte schon garnichts mehr. Was habe ich eigentlich erwartet? Schon okay. Passt.
Wie aus dem nirgendwo tauchte dann dieser Typ auf. Wirklich. Keine Ahnung wo er auf einmal herkam. Jedenfalls mischte sich irgendwann ein 13 oder 14 Jähriger Kerl in mein lebhaftes Gespräch mit dem Fahrer ein. Er sagte, er wohne in der Nähe von der Halle, in der ich tanze und schlug vor, mich zu begleiten. Da er nicht gerade aussah wie ein pädophiler Vergewaltiger, lief ich mit ihm 20 Minuten lang Kreuz und quer durch die Gassen B-Stadts. Er erzählte mir sein Leben. Er machte ein Praktikum bei einem Elektronikfachgeschäft, er ging auf irgendeine Schule in die 9te Klasse, seine Eltern besaßen ein Restaurant, in dem er selber arbeiten wird, wenn er mit der Schule fertig ist, er ist Serbe.
Irgendwann, nach langem Gehen und Zuhören erkannte ich langsam eine gewohnte Umgebung, verabschiedete und bedankte ich mich recht herzlich und sprintete sofort los.

Ich kam etwa eine halbe Stunde zu spät. Stürmte mitten in die Ballettübungen, als alle Tänzerinnen ihre elegante, schwarze Tanzkleidung trugen und ihre Haare zu einem ordentlichen Dutt zusammengebunden haben. Sie streckten ihre Hälser, zeigten mit ihren Nasenspitzen hoch empor zur Decke, was sie so schön wirken lies. Ich meinerseits hatte ein hoch rot angelaufenes Gesicht, verschmierte Schminke und Vogelnesfrisur à la Straßenpenner. Ich dachte, ich würde totalen Ärger wegen der Verspätung bekommen, doch statt dessen wurde ich einfach nur ausgelacht...

Samstag, 23. April 2011

Hab noch keinen Namen dafür ;) Macht Vorschläge

Sie beugte sich nach vorne, stützte sich dabei am Waschbecken ab. Sah in den verdreckten Spiegel. Er reflektierte ihr bleiches, schwaches, abgemagertes Gesicht. Ihre nassen Haare hingen strähnig herunter und klebten an ihrer Haut. Ihre Wimpertusche verschmiert. Die Pupille geweitet. Als sie das Geräusch der Wassertropfen wahrnahm, drehte sie den Hahn fester zu. Doch das gleichmäßige Aufprallen der Tropfen auf das Becken blieb in ihrem Kopf. Der Ton verharrte in einem lauten Echo. Dann wurde das Geräusch immer schneller und lauter, bis es flüssig in das dumpfe Schlagen ihres Herzen überging. Als sie sich aufrecht hinstellte, bemerkte sie ein ziehen in ihrem Bauch. Die Muskeln verkrampften sich und ihre Körpertemperatur stieg rasch an. Sie fühlte plötzlich eine Hitze, die den Inhalt ihres Magens zum kochen zubringen schien. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Er glühte. Sie schreckte zurück, lehnte sich an die Wand. Das Brennen verteilte sich in alle möglichen Regionen ihres Körpers. Das Atmen fiel ihr immer schwerer. Auf einmal wurde das Brennen begleitet von einem stechenden Schmerz. Er war überall und tat höllisch weh. Sie spürte, wie ihre Kräfte sie verließen. Ihre Augenlider wurden immer schwerer und drohten zuzufallen. Die Fließen an der Wand verschwammen. Der Boden fing an sich unter ihren Füßen zu bewegen, ihr wurde schwindelig. Ihr Herz fing an zu flattern, schlug wie verrückt, kämpfte bis zum Letzten. Ihr Hals wurde trocken. Sie fing an zu husten. Irgendwas schien ihr die Kehle zuzuschnüren. Sie bekam keine Luft mehr. „Es war doch nur eine Pille“, dachte sie, „nur eine Pille“. Ein dumpfer Aufprall war zu hören, als sie langsam auf die Knie abrutschte und sich die Ellenbögen an dem harten, kalten Fußboden aufschürfte. Sie spürte ihren Bauch nicht mehr. Alles was da war, verschwand im Brennen und im Schmerz. Der bittere Geschmack in ihrem Mund ließ sie erschöpft nach der Toilettenschüssel greifen. Mit ihren dreckigen Fingernägeln krallte sie sich an das kalte Material und mit den letzten Kräften zogen sie ihre schwachen Arme quer über die weißen Fließen des Bodens. Sie stämmte sich hoch und ließ ihr Gesicht im Klowasser hängen. Ihre Hände griffen nach der Brille und drückten sie hoch. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Sie würgte. Der Schmerz sollte aufhören. Doch er tat es nicht. Es kam nichts raus. Leeres Würgen. Leeres Erbrechen. Der warme, feuchte Schweiß lief ihr über das kalte Gesicht. Plötzlich fühlte sie ihren Körper nicht mehr. Sie gab es auf. Sie stand auf, ging zum Spiegel und zerbrach ihn mit der bloßer Hand. Das Glas bohrte sich in ihren Arm. Es tat nicht weh. Es tat gut. Sie nahm eine spitze Scherbe, lief langsam, mit schwerem Schritt zum Lichtschalter, kaum in der Lage sich auf den Beinen zu halten, erhob den rechten Arm, strich fast unbemerkt über den Schalter. Das Licht ging aus. Sie fühlte sich auf einmal viel sicherer. Als ihr Zeigefinger die untere Kante des Schalters erreichte, rutschte der Arm ab und fiel leblos zurück zu ihrem Körper, die Schulter mit herunterziehend. Sie glich einer Puppe, die ihre Bewegungen, ihren Körper, nicht unter Kontrolle hatte. Einer Puppe aus Gummi. Sie nahm die Scherbe. Nur kurz sah sie das Stück aus scharfem Glas an. Ein kühler Schauer durchfuhr ihren Körper. Ihr war alles egal. Der Schmerz sollte aufhören. Sie hat ihr Leben geliebt. Und langsam hat sie es verlernt sich selber zu lieben. Mit zitternden Händen, und doch voller Entschlossenheit rammte sie sich die Scherbe in die Kehle. Sie taumelte zurück, fiel fast, lehnte sich an die kalte Wand, schloss die Augen und rutschte sie ohne weitere Wahrnehmungen hinunter. Das einzige, was sie dabei hinterließ, war ein kaum sichtbarer, rubinroter Blutstreifen.

Freitag, 13.

„Mist!“, dachte ich, als ich mich auf die U-Bahn stürzte. Sie sollte erst in zwei Minuten ankommen und der Bus hatte auch wieder Verspätung. Nichts funktioniert heute. Aus dem Joggen wurde Rennen und schließlich Sprinten. Der Fußboden der Haltestation war viel zu glatt und meine schwarzen Chucks drohten auszurutschen. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir Wanderschuhe anzuhaben. Das Piepen der Türen  erklang und sie fingen an sich langsam zu schließen. Fast in Zeitlupe. Als ob sie sich darüber lustig machten, dass ich es nicht einmal schaffen könnte, wenn sie eine Minute brauchten. Ich legte Tempo zu. Meine Füße spürte ich nicht mehr. Sie klappten schließlich zu und bevor ich gegen die Tür klatschte, rutschte ich weiter nach links, um es bei der nächsten, noch offenen Tür zu versuchen. Es war nur noch ein kleiner Schlitz zu sehen. Sie ging schließlich wieder auf, ohne dass ich etwas gemacht habe. Ich wischte mir mit meinem Ärmel den Schweiß von der Stirn und stieg ein. Ich war noch am Keuschen, als ich eine ältere Frau entdeckte, die mich angrinste. „D… Dankeschön…“, stotterte ich und lief weiter. Ich sah mich nach einem freien Sitzplatz um. Alles besetzt. Wie immer. Zumindest wie immer, wenn man zu spät dazu steigt. Also lehnte ich mich einfach gegen die Wand. Das Vibrieren des Metalls fühlte sich an der Wirbelsäule unangenehm an, genauso wie der nervige Klang der ratternden Räder auf den Schienen der U-Bahn. Es war dunkel und ab und zu sah man Graffitis vorbeiflitzen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mal mit meinem Kumpel Aaron nachts in einen Tunnel geschlichen bin und wie wir die Wand mit grellem Marinblau angesprüht haben. Das Gefühl etwas Böses zu tun war erschreckend schön und wir fühlten uns unglaublich mächtig. Als die U-Bahn an die Oberfläche kam, blendete das Tageslicht meine Augen. Langsam fuhr die Bahn im nächsten Bahnhof ein. Schließlich kam sie zum Stehen. In meiner Nähe stieg eine Frau aus und ihr Sitzplatz wurde frei. „Geht doch!“, dachte ich und machte mich auf den Weg. „Entschuldigung.“, hörte ich einen dicken Mann mit Halbglatze vor mir sagen, der sich im nächsten Moment an mir vorbei zwang. Als ich zu dem Platz sehen wollte, war er wieder besetzt. Von einem Mädchen in meinem Alter. Vielleicht sogar ein wenig älter. Sie saß nur so steif da und blickte stur nach vorne. Ich sah sie nur von der Seite, aber dies genügte, um festzustellen, wie hübsch sie war. Weiche Gesichtszüge. Sie war fein geschminkt, sah unglaublich frisch und jung aus. Sie hatte dunkle, glatte Haare, ihre Haut dagegen war blass, wie frisch gefallener Schnee an einem kühlen Wintertag. Sie hatte ein grades Näschen und hellgraue Augen, über denen sich eine dünne Augenbraue wölbte. Sie sah kurz in einen Spiegel, tastete etwas an ihrer linken Gesichtshälfte ab, richtete sich ihre Haare. Sie steckte den Spiegel zurück in ihre Hosentasche, sah kurz verlegen nach unten, bevor sie sich wieder mit übergeradem Rücken hinsetzte und weiterhin nach vorne starrte. Dieselbe Stimme, wie die, die sagt „Kein Anschluss unter dieser Nummer“ verkündete meine Haltestelle. „Toll!“, dachte ich angepisst, „jetzt hat der Tag wenigstens eine gute Sache gebracht…“. Ich ging an dem Mädchen vorbei zum Ausstieg und blieb stehen. Ich drehte mich ein letztes Mal um, um mich mit dem Blick von der unbekannten Schönheit zu verabschieden. „Lächle sie an, bevor du gehst“, sagte ich mir dabei. Doch dazu kam es nie. Entsetzt sah ich sofort weg. Ihre linke Wange war vernarbt und gleichte geschmolzenem Käse. Das Auge bedeckt von einem weißen, quadratischen Pflaster. Blaue Adern zogen sich über die ganze Gesichtshälfte und verabreichten ihm einen grünlichen Farbton. Das Kinn eine einzige, rosafarbene Geschwulst…

Donnerstag, 10. März 2011

Wo geht die Freundschaft unter?

Heutzutage unterscheidet man gerne zwischen BF, ABF, AABF... und wer eine ABFFL hat, ist sowieso einer von der ganz tollen Sorte. Man hat kleine Freunde, große Freunde, dickere, dünnere, männliche Freunde, weibliche Freunde und etliche Bekannte, die dann irgendwie auch Freunde sind. So kommen nämlich dann auch die 539 Freunde in Schuelervz.net zusammen und die 681 auf Facebook. Im Endeffekt hat der moderne Mensch hunderte von Freunden und je mehr er davon hat, desto mehr Ansehen und Respekt bekommt er von anderen. Und das obwohl wissenschaftliche Studien beweisen, dass ein Mensch nur ungefähr 150 soziale Beziehungen eingehen kann. Heutzutage ist das allein die Anzahl der Sexpartner, die im Leben einer Frau auftauchen. Kann man in unserem Alltag überhaupt noch von "wahrer Freundschaft" reden?
Die Lebenssituationen ändern sich schneller und leichter als früher. Wenn früher manche Menschen ihr ganzes Leben im selben Dorf verbracht haben, so erlaubt uns die Globalisierung heutzutage zu jeder Jahreszeit ein Stückchen mehr von dieser großen Welt zu sehen. Die meisten engsten Freundeskreise bilden sich schon im Kindergarten. Irgendwann wird man in der Grundschule getrennt und man findet dort neue Freunde. Diese behält man dann meist bis zur 5. Klasse, wenn man von der Grundschule ins Gymnasium kommt. Dort lernt man wiederum neue Menschen kennen, die vielleicht noch ein Stückchen mehr so sind wie man selber. Die behält man dann oft bis zum Abitur. Höchstens. Zwischendrin kommt man ja noch in die Pubertät. Und das heißt Cliquenbildung, genauso wie Streit, Eifersucht, Neid und Gefühlsschwankungen allgemein. Wenn man nach der Schule Studieren geht und sich auf irgendeine Abteilung spezialisiert trifft man wieder mehrere Menschen, die sich für ähnliches interessieren wie man selbst. Doch schon da wird die Freundschaft weniger wichtig. Vielleicht nicht bei allen, aber der Punkt ist, dann ist man von der Freundschaft nicht mehr so abhängig. Und wenn man arbeitet, Schule und Studium hinter sich hat, was bleibt von den ganzen ABFs übrig? Mit welchen Freunden hat man dann noch Kontakt?
Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht und versucht meinen Freundschafts-/Bekanntenkreis in einige Kategorien einzuteilen und diese zu bewerten:

Die witzigen, netten Freunde
Vorteil: Man verbringt mit dieser Art von Freunden sehr viel Zeit, man kann über alles lachen und kann sehr viel Spaß miteinander haben. Man kennt die Vorlieben und den Humor voneinander und kann sich sehr gut anpassen.Wenn man traurig ist, wird man getröstet, und aufgeheitert. Irgendwann scheint man sich Jahre lang zu kennen.
Nachteil: Das große Problem ist, dass man nicht immer und nicht über alles miteinander reden kann. Es mängelt an Vertrauen und man ist sich nicht sicher, ob man verstanden wird. Außerdem gibt es Momente, in denen einem die Gesprächsthemen ausgehen. Dann sitzt man erstmal da und wartet, bis etwas passiert. Lachen ist ja schön und gut, kann man aber nicht in jeder Lebenssituation.
Bewertung: Im großen und ganzen ist es super, solche Freunde zu haben. Ob sie die besten genannt werden können und ob man sie noch kennt, wenn man 31 ist, wage ich zu bezweifeln...

Die Ausnahmefreunde
Vorteil: Es sind die Freunde, die deine Eltern kennen. Wenn sie wissen, dass er oder sie auch auf der Party sein wird, dann ist gleich sicher, dass du mit darfst. Du darfst dich eigentlich so gut wie immer mit ihnen treffen, da eure Eltern sich kennen oder weil deine Eltern die Freunde kennen und wissen beziehungsweise denken, sie wären anständig und reif.
Nachteil: Diese Freunde sind in manchen Fällen nur Zeit-Totschlage-Freunde. Man nutzt sie aus, weil man weiß, dass man darf. Mit diesen Freunden kann man nicht immer lachen und man vertraut ihnen kaum etwas an. Man kennt sich zwar gut, kennt auch die Nachteile des Menschen, schweigt aber lieber und belässt es dabei.
Bewertung: Es lohnt sich kaum. Wenn man diese Freunde gut kennt und sie mag und die Eltern das auch noch gut finden, dann hat man sie Bestsituation, ist dies aber nicht der Fall und das einzige was euch verbindet die Eltern sind, dann kann man es nicht wirklich Freunde nennen. Bekannte.

Die einfühlsamen, vertrauenswürdigen, dich verstehenden Freunde
Vorteil: In jedem Freundschaftskreis findet man bestimmte Leute, bei denen man sich jederzeit ausheulen kann, denen man grenzenlos vertraut, die sich in dich hineinversetzen können, mit dir mitfühlen und dich verstehen. Sie sind die, die dich am allerbesten trösten können und du kannst dir immer sicher sein, dass sie auf deiner Seite stehen werden. Du kannst mit ihnen über vieles lachen. Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht, habt viel miteinander erlebt und habt viele Lebenserfahrungen zusammen gesammelt.
Nachteile: Natürlich ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber je mehr man sich mag, desto mehr kann man enttäuscht werden, oder eben auch eifersüchtig. Man hat schreckliche Angst sie irgendwann zu verlieren. Ist in gewisser Weise von ihnen abhängig.
Bewertung: Diese Freunde bleiben lange. Falls man sich von ihnen trennen muss, ist der Schmerz stärker, als der, den man verspührt, wenn eine Beziehung zuende geht. Denn dann hat man keine Zugangsperson mehr. Wenn dieser Typ von Freund einen mal verlässt, dann ist man wirklich allein. Aber was ganz sicher ist: man wird diese Personen nie vergessen.

Die, wo die einfühlsamen, vertrauenswürdigen, dich verstehenden Freunde nicht hinreichen
Vorteil: Es kann einem immer mal passieren, dass man etwas zu sagen hat, was man einem besten Freund nicht sagt. Nicht, weil man ihm nicht vertraut oder ihm etwas verheimlichen will, sondern eher, weil man weiß, dass er das nicht wissen will. Zum Beispiel wenn man etwas loswerden muss, was er nicht verstehen würde. Genau da brauch man einen zweiten Mann, vielleicht auch noch einen dritten.
Nachteil: Es sind Ersatzfreunde, man kann ihnen manchmal nicht 100% vertrauen.
Bewertung: Man wird sie immer kennen, man wird sie immer mögen, aber man wird sie leicht vergessen.

Die Spezial-Freunde
Vorteil: Man hat ein besonderes Gesprächsthema, das keinen anderen zu interessieren scheint, als einen selber. Nur das Problem ist: wenn man bestimmte Interessen verfolgt, will man gerne über diese berichten und auch selber neues über sie erfahren. Was, wenn sich meine besten Freunde nicht für das selbe interessieren? Hier helfen die Spezial-Freunde. Mit denen kann man immer über dieses besondere Thema reden, man kann ihnen pausenlos darüber Sachen erzählen und es kommt auch mal etwas von ihrer Seite.
Nachteil: Irgendwann geht das Gesprächsthema aus.
Bewertung: Ihr sitzt vielleicht in bestimmten Unterrichtsfächern nebeneinander, wenn ihr euch in den Pausen seht, geht euer Gespräch über Smaltalk hinaus, aber im Großen und Ganzen reichen sie nicht aus.


Die Ausnutz-Freunde/ Gelegenheitsfreunde
Vorteil: Wenn man sie gerade sieht, mag man sie und unternimmt eine Menge mit ihnen, aber wenn einmal coolere Kids auftauchen oder welche, mit denen man besser befreundet ist, heißt es nurnoch "Adieu!". Davon hat heutzutage jeder mindestens 10. Ein paar beliebtere Personen, oder die, die sich für beliebt halten, haben davon vielleicht sogar 30. Da Ausnutz-Freunde vielleicht ein etwas zu harter Begriff dafür ist und Wegwerf-Freunde alle Grenzen überschreitet, habe ich mich für Gelegenheitsfreunde entschieden. Auf diese Freunde ist verlass. Sie springen für die Freunde ein, die gerade ein Päuschen vom Freunde-Dasein brauchen oder zumindest gerade nicht da sind. Natürlich redet man mit diesen Freunden, wenn die Dicksten dabei sitzen, aber (man achte selbst darauf) sie bekommen lange nicht so viel
Nachteil: Natürlich redet man mit diesen Freunden, wenn die Dicksten dabei sitzen, aber (man achte selbst darauf) sie bekommen lange nicht so viel Aufmerksamkeit, wie wenn man unter 4 Augen untereinander ist.
Es fällt einem vielleicht auf den ersten Blick gar nicht auf, dass man in dem Moment eine Person ausnutzt, wenn man sie zum Freund macht, wenn in der Nähe gerade keiner ist. Irgendwann sieht man ein, dass man in irgendeiner Art immer einen Kampf führt. Gegen die Einsamkeit. Genau das ist auch der Grund, weshalb sich viele dieser Freunde auch bewusst oder unbewusst ausnutzen lassen. Sie führen ebenfalls einen Kampf gegen die Einsamkeit
Bewertung: Mein Tipp: Wegwerf-Freunde existieren nunmal, das kann keiner bestreiten oder leugnen. Die Tatsache, das es sie gibt ist auch eigentlich total unmoralisch. Man kann eben nicht viel an unserer Gesellschaft ändern. Man muss sich einfach für sich selber klar machen: Ich werde vielleicht auch ausgenutzt. Am besten ist es, man bleibt freundlich, aber hängt sich an keinen. Das führt zu Schmerz und Leid.


Die, die man mal mochte/ die, vor denen man flüchtet
Vorteil: Es gibt keine Vorteile, außer man nutzt es aus von denen gemocht zu werden, um etwas zu bekommen.
Nachteil: Wenn eine Freundschaft auf Einseitigkeit beruht, verarscht man nicht nur eine Person, der man möglicher Weise viel bedeutet, nein, man verarscht auch sich selber. Man hat es mit einer Person zu tun, die man mal mochte, von der man aber aus irgendwelchem Grund genervt ist. Vielleicht, weil es keine Gesprächsthemen gibt, vielleicht, weil man sich von der Person betrogen fühlt, vielleicht, weil man weiß, dass die Person einen garnicht so sehr schätzt, wie man es ein mal dachte.
Bewertung: Je weniger es davon gibt, desto weniger muss man sich quälen.



Dienstag, 22. Februar 2011

Zwei Sachen, für die ich mich entschuldigen sollte...

Schlaue Leute sagen, man solle sich bei den Menschen entschuldigen, vor denen man in der  Schuld ist- habe ich gehört. Ich sage, in manchen Fällen sollte man das Wort Schuld definieren. Das moralisch richtige tun, Ältere mit Respekt behandeln, bla bla. In den meisten Fällen bin ich eher diejenige, die immer noch den Weg der Ausrede sucht, weil es mir, genauso wie auch vielen anderen, schwer fällt Fehler zuzugeben. Vor allem, weil ich, besonders in letzter Zeit, sehr dazu neige die meisten Fehler zu begehen wenn ich mal wieder Aufmerksamkeit brauche oder eben aus Tollpatschigkeit. Und irgendwie ist mir aufgefallen, dass ich mich meistens nur dann bei Menschen entschuldige, wenn ich eigentlich gar nichts Falsches getan habe. Aus Freundlichkeit oder aus Angst. Das mit der Freundlichkeit klärt sich ja von selber, wenn man eine Person respektiert und man nicht unhöflich sein will, oder eben schleimen, dann entschuldigt man sich lieber einmal zu viel als zu wenig. Das mit der Angst lässt sich leicht an einigen Beispielen aus meinem Leben erklären.

Ich und die Entschuldigung für meinen weltbekannten Matheaufsatz
Vor langer, langer Zeit, einer Zeit, an die sich nur die wenigsten von uns erinnern können, haben bei uns nach langjährigen Gleichbesetzungen die Lehrer gewechselt. Und es war so traurig. Wir waren so an unseren alten, lockeren, naiven, doofen Mathelehrer gewöhnt, dass der Umstieg auf die Powerfrau mit den vielen Doktortiteln den Meisten schwer fiel. Auch ich zählte mich zu den Meisten, denn ich war bekannt dafür oft unerwünschte Kommentare im Unterricht loszuwerden. Unser alter Mathelehrer hat das immer so hingenommen oder eben gar nicht erst verstanden und gelacht. Doch bei ihr war das anscheinend anders. Ich zitiere aus meinem Entschuldigungsbrief: „Ein neuer Lehrer steht offen vor einer neuen Klasse und irgendeine Maya, die denkt, sie sei lustig, bewirft ihn mit buntem Konfetti.“ Denn ungefähr so war es auch, vielleicht nicht so schön poetisch ausgeschmückt. Jedenfalls gab sie mir eine einzige letzte Chance mich zu Entschuldigen: ein Aufsatz über die Schulregeln. Wer diesen gelesen hat, weiß bescheid- das ist mächtig schief gegangen. Was passiert? Die Missbilligung droht. Und dabei hatte ich doch schon so viele wegen den nicht gemachten Hausaufgaben in Englisch… auweia was dazu wohl die ehrgeizigen Eltern sagen würden? Ich habe einen Entschuldigungsbrief verfasst, der meine Schandtaten rückgängig machen sollte. Doch dann glimmte ein Stückchen meines verletzten Stolzes auf und dachte: „Habe ich das nötig?“ und so hatte der Brief seinen Verfasser nie verlassen.

Ich und die Entschuldigung für die Annahme, dass meine Französischlehrerin kein Deutsch kann
Sie kam aus einem weit entfernten Land. Sie kam, um die Welt zu verändern. Sie kam, um ihre geliebte Muttersprache zu verbreiten, um ihre Lehrlinge zu Meistern zu machen. Doch bei uns kam sie da um einiges zu spät. Was der Lehrerwechsel auch noch mit sich brachte war eine neue Französischlehrerin. Eine mit Motivation und Erfahrung. Und mit Gefühlsschwankungen. Sie war eine der Sorte, die manchmal herzhaft über deine Witze lacht und an einem anderen Tag einfach umsetzt. In meinem Fall ganze zwei Male. Aber was kann man denn dafür, wenn man von ihrem Akzent andauernd Lachanfälle bekommt? Ich meine wer lacht denn bitte nicht, wenn man vor einer Person sitzt, die statt Taschentuch Taschentuach, statt Buch Buach und statt ausgesucht ausgesuacht sagt? Und wenn sie wütend ist, zieht sie die Wörter wie Gummi und hängt dann an regelmäßige Verben auf –en meistens ein –önne dran. Also habe ich immer angenommen, dass sie nicht immer alles versteht, wenn wir Fachsprache oder Slang benutzen. Eines Tages in einer Französischstunde: Bei unserer Parallelklasse fiel der Französischunterricht aus, weswegen der Kurs aufgeteilt wurde. Einige Schüler saßen also in unserem Französischkurs. Das war die perfekte Gelegenheit für unsere Franzlehrerin zu zeigen, was für eine supertolle Klasse wir sind. So übermotiviert, wie sie ist, gibt sie und tausende von Aufgaben, die wir in der Vorgegebenen Zeit kaum beziehungsweise größtenteils falsch gemacht haben. Die Klasse war laut, alle unterhielten sich, lachten und die Unterrichtsstunde wurde schnell zu einem Kaffeekränzchen. Die Lehrerin schüttelte nur noch den Kopf „Ich bin wirklich unzufrieden mit euch!“, sagte sie und zog wie so oft die Augenbrauen hoch. Ihre Glubschaugen ragten dabei aus dem Gesicht aus. „Sollen wir sie befriedigen?“, fragte eine mutige Stimme aus dem Publikum, wonach alle anfingen herzhaft zu lachen. Die Lehrerin dagegen stand nur noch mit weit geöffnetem Mund da und sagte, die Missbilligung sei fällig. Sie hatte es also genau so verstanden, wie es gemeint war. Leider war die mutige Stimme die meine, doch die Missbilligung konnte ich ihr noch rausreden, zum Glück. Mit ein paar Entschuldigungen kann man eben viel erreichen.


Das war es für’s Erste mit dem Entschuldigen. Jetzt erstmal ein großes, herzliches Dankeschön an alle, die mich lesen.

Heute habe ich mir etwas Neues einfallen lassen. Eine kleine Verlosung. Die ersten 5 Kommentare, die mir vielleicht mal eine e-Mail-Andresse hinterlassen, bekommen die Vollversion von meinem tollen Entschuldigungsbrief an meine Mathelehrerin. Ich versichere euch, den hat noch keiner außer mir gelesen. Er hat sozusagen den Status eines Tagebucheintrags. Mal sehen, wie gut das jetzt funktioniert.
Liebe Grüße ;)
            

Dienstag, 15. Februar 2011

Die Top 10 der "DON'Ts vor deinem Schwarm"-Charts

Wenn es erstmal dazu kommt, dass man sich verliebt, dann dreht sich im Handumdrehen alles nur noch um ihn- deinen Schwarm. Viele 1.000 Menschen überall auf dieser Welt fragen sich täglich, wie sie ihrem oder ihrer Geliebten näher kommen. Und offen gesagt, habe ich genauso wie 1.000 andere Menschen auf dieser Welt keinen blanken Schimmer, wie man das anstellt. Dafür weiß ich aus eigener Erfahrung, wie man es ganz bestimmt nicht tut.

Ich habe nach langem Nachfragen, Mind Map Erstellen, Brain Storming und Nachdenken meine Persönliche Top-10-Liste entworfen, mit der alte Fehler schön in der Vergangenheit bleiben, wo sie auch hingehören. Und so landen wir beim 10. Platz. Natürlich ist es klar, dass man seinen Liebsten gerne kennenlernen würde bevor man ihn überhaupt kennen lernt. Man hat ja zufällig gehört, dass er oder sie gerne Krimis von Joy Fielding liest und schon hat man sich die ersten fünf Bücher bei Amazon bestellt. Außerdem scheint er gerne Kleidung von Burton zu tragen und am nächsten Tag steht man an der Railslide Kasse voll bepackt mit Burton T-Shits, damit man sagen kann: „Was für ein Zufall, das trage ich auch gerne!“. Somit heißt mein erstes DON’T: Nachahmen. Je mehr gemeinsame Interessen man hat, desto weniger Kompromisse muss man eingehen, stimmt, aber im Endeffekt soll sich dein Schwarm ja in dich verlieben und nicht in deine Kleidung.

Weiter geht es mit Platz Nummer 9: Stalking. Keiner mag es gestalkt zu werden! Weder via real life noch in Facebook oder sonst wo. Natürlich hat auch einiges mit der Person zu tun und möglicherweise gibt es Menschen auf der Welt, die sich ganz besonders begehrt fühlen, wenn man ihren Namen 27 Mal am Tag in Google eingibt, aber die meisten mir bekannten Menschen widert so etwas an. Und wem Vorname, Nachname, Wohnort und Hobbies nicht reichen kann ja immer noch direkt zur Person hingehen und Fragen.

Man glaubt es kaum und es hört sich total unnatürlich an, aber es passiert. Ja, es gibt immer noch Menschen, die aus irgendeinem Grund, wie zum Beispiel Eifersucht einander drohen. Ich habe davon bisher nur gehört, aber ich finde das Drohen gehört definitiv zu meinen DON’Ts, bitte. Ein Platz 8 für extrem kranke Menschen.

Der 7. Platz meiner DON’Ts ist eine der wichtigsten und bei manchen gar nicht so selbstverständlichen Tatsachen, der man im meisten Sinne des Wortes ins Auge schaut: Das weltbekannte Anstarren. Blickkontakt kann manchmal weit aus mehr bewirken als tausend Worte. Herzrasen, wackelige Knie, zitternde Hände, Gesichtsröte und Stottern. Doch wenn man einen Menschen ununterbrochen, jeden Tag anstarrt, kann es sein, dass man genau das Gegenteil erreicht. Man fragt sich vielleicht mal, was mit einem nicht stimmt oder fühlt sich belästigt. Es gibt zwar auch Leute, die es peinlich finden das entgegengesetzte Geschlecht anzugaffen, aber auch das sollte nun wirklich nicht der Fall sein. Irgendwie muss man doch zeigen, dass man Interesse empfindet und wie sollte man es anders tun, als durch Körpersprache? Jedenfalls… wenn ihr nicht wollt, dass bei eurem Schwarm Verfolgungswahn ausbricht, geht es langsam an und sicherheitshalber von etwas weiter weg.

Es gibt viele Menschen, die leider sehr an sich zweifeln, aber gleichzeitig von außen her stark und unangreifbar wirken wollen. Das sind die großen Angeber und die Selbstverliebten zwischen uns. Sie reden sich selber Sachen ein, um ihre Ehre, Würde oder sonst was zu schützen. Möglicherweise, weil sie einfach Angst haben verletzt oder enttäuscht zu werden und das ist normal. Trotzdem lautet DON’T Platz 6: Beweisen wollen, dass man kein Interesse hat. In Form von Ignoranz oder besonderem Fies sein. Dafür gibt es einige gute Gründe. Erstens, man verarscht sich selber. Zweitens, man verarscht andere. Drittens, man verschwendet Zeit, weil man irgendwann feststellt, dass man immer noch interessiert ist. Natürlich ist es wichtig auch wieder vergessen oder loslassen zu können, weil man nicht Ewigkeiten lang an einer Hoffnungslosen Beziehung hängen sollte und sich umsehen sollte, ob es nicht vielleicht passenderes in der Gegend gibt, aber sich ständig selber belügen muss auch nicht sein.

Weiter geht es mit einem Thema, mit dem ich ganz besonders Probleme habe. „Huch, was für ein Zufall! Wir sehen uns heute ja schon zum dritten Mal!“. Das Hinterher rennen. Grundsätzlich gilt eine einzige nicht geschriebene Regel: Renne nie einem Typen hinterher, außer er hat deine Handtasche geklaut. Ich ertappte mich dabei, wie ich in seinen Bus an Arsch der Welt stieg, um eine Station mitzufahren und eine Stunde lang auf den Bus in die andere Richtung zu warten, beziehungsweise versuchen die Strecke durch den Wald selber zurückzulegen und sich dabei zu verirren. Und das alles, nur um ihn eine Minute lang von Weitem zu betrachten. Glaubt mir Mädels, wenn daraus nichts wird, lohnt es sich nicht. Und selbst dann nicht. Denn Mädchen, die Typen hinterher rennen, sind einfach nur leicht zu haben.

Platz 4 der Top-10 Liste, geht an die Herren der Schöpfung: Lügen/angeben. Glaubt mir Jungs, kein Mädchen findet es besonders cool, wenn sich Kerle vor ihren Augen kloppen, mit ihren Muskel protzen oder mit 5 Handys herumstolzieren.

Was auch nicht sein muss ist das Penetrant werden. Ein verdienter 3. Platz an all die, die keine Grenzen kennen. Es verbindet das Stalking mit dem Hinterher rennen, mit dem übertriebenen Blickkontakt, mit dem Lügen und Angeben, vermischt mit vielen anderen Faktoren, die einigen Menschen mächtig auf die Nerven gehen können. Nicht jeder steht auf Anhänglichkeit, nicht jeder mag ununterbrochenes Geschwätz, nicht jeder will alle 5 Minuten angetätschelt werden.

Stell dir vor du weißt ganz genau, dass er oder sie an dir interessiert ist, gehst an ihm oder ihr vorbei, wobei er oder sie den Kopf bis zu 90° nach außen dreht und wegschaut. Und dabei bist du dir 100% sicher, dass er oder sie dich gesehen hat. Im Endeffekt hat er oder sie nur erreicht, dass man sich fragt, was man falsch gemacht hat oder einfach nur das ganze Interesse an der Person verliert, basta. Somit ist das Ignorieren unser Platz 2 der DON’Ts.

And last but not least… ein Tipp, der Millionen wert ist und den man immer im Hinterkopf behalten sollte. Man sollte immer Ablehnung akzeptieren können. Es verdient zwar jeder eine zweite Chance, aber auch die Meinung und Interessen anderer hinnehmen können ist ein absolutes Muss. Verluste gehören zum Leben dazu. Manchmal klappt es beim zweiten oder dritten Mal, manchmal schafft man es andere zu überreden oder zu überzeugen, aber meistens ist es besser man hört gleich auf, damit man nicht alles noch schlimmer macht.

Im Endeffekt gibt es eine Menge Menschen auf dieser Welt. Alle haben verschiedene Charaktere. Jeder hat seine eigene Methode sich jemandem anzunähern genauso wie jeder seine eigene Methode hat Gefühle zu erwidern. Um einen Menschen bis aufs Innerste kennen zu lernen und sich ihm anzupassen braucht man eine Menge Zeit. Manchmal sind es Tage, Wochen, Monate, Jahre, manchmal reicht ein Leben nicht aus. Man muss manchmal eine Menge Kompromisse eingehen, damit man es schafft sich mit einem Menschen wohl zu fühlen, doch das Wichtigste ist sich selber treu zu bleiben.



Dienstag, 1. Februar 2011

Die Erkenntnis, dass Thoraxchirurgie nichts im Matheunterricht zu suchen hat.

Mal wieder im Matheunterricht. Mal wieder eine Doppelstunde. Natürlich waren dann alle froh und erleichtert einige freie, entspannte Minuten zu bekommen, als unsere Mathelehrerin anfing ihren PC hochzufahren und das Programm zu starten, was schon einige Zeit in Anspruch nahm. Während sie an ihren diversen Gerätschaften rumfummelte, redeten so einige frei mit ihrem Tischnachbarn und andere quer durch die Klasse. Sie schien das nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. An manchen Tagen nahm sie mit Lust und Freude an unseren Privatgesprächen teil. Unsere Jungs redeten davon, wie cool es wäre, die Xbox an unser Smartboard anzuschließen und was-weiß-ich-was zu zocken. Ich weiß nicht mehr, was mich dazu brachte den Satz der Schande zu sagen, aber ich sagte ihn. "Ich weiß, wie man eine Herztransplantation durchführt. Ich lese Tess Gerritsen.". Meine Lehrerin sieht entsetzt von ihrem Getue auf und mustert mich mit dem Todesblick. Der Todesblick, mit dem ich jedes Mal angesehen werde, wenn ich etwas falsch mache. "Was soll ich jetzt von diesem mündlichen Beitrag halten?". Wenn Tonfälle töten könnten, hätte sie mich in dem Moment bei lebendigem Leib begraben. Sie hat mich nicht nur vor der ganzen Klasse erniedrigt und bloß gestellt, nein, sie musste mich auch noch für mich selber schämen lassen. Einen Moment lang, aber wirklich auch nur einen Moment lang, habe ich mich gefragt, ob ich mich entschuldigen sollte, aber ganz ehrlich? Wofür denn? Für den Rest der Doppelstunde habe ich mir selbst eingeredet: Du wechselst an diesem Tag auf gar keinem Fall auch nur ein Wort mit ihr!  Sie redet Mathe und ich vermeide sogar den Blickkontakt. Ich ertappte mich dabei, wie ich Ähnlichkeiten zwischen ihr und den ekligsten Tierarten die ich kenne suchte. Ich entschied mich für Warzenschwein. Die Zeit verging und irgendwann klingelte es zur Halbzeit. Pause. Alle Finger erhoben sich, um zu fragen, ob wir rausgehen dürfen. Wir dürfen immer... außer heute. Keine Panik, nicht aufregen, sie ist auch nur ein Mensch. Ist doch nicht das Ende der Welt, die fünf Minuten Matheunterricht länger zu machen. Das wurde es erst, als ich eine halbe Stunde vor dem Unterrichtsende auf die Toilette musste. Shit, dachte ich, was mach' ich denn jetzt? Ich rieb die Beine aneinander und zappelte rum, doch es wurde nicht besser. "Hey, mal doch einfach in dein Hausaufgabenheft, um dich abzulenken.", sagte mein Tischnachbar, "toll und was soll ich bitte malen?" "Wie wär's denn mit... Tropfen... ". Ich schlug mit meinem Kopf auf den Tisch und meine Stirn bohrte sich in meine Matheformeln. Grr... meine Blase platzt. Halte durch! Du wirst dich ganz bestimmt nicht melden, du wirst nicht aufgeben! Ich bekam dann irgendwann zusätzlich Kopfschmerzen, die übrigens bis zum Abend anhielten. Ich griff mir an die Stirn. Sie glühte. Ich fühlte mich, als würde mein Schweizer-Käse-Hirn schmelzen. Und, als würde die ganze, dabei entstehende Flüssigkeit in meiner Blase verstauen. Irgendwann war es zehn Minuten vor Unterrichtsende und mir war immernoch nichts eingefallen. Die einzige Kloschüssel, die ich gesehen hatte, war die, die ich, vor lauter Verzweiflung, in mein Hausaufgabenheft gezeichnet hatte. "Jetzt reicht's", sagte eine Freundin, "Ich melde mich jetzt für dich"... "Hey, hey! Maya muss dringend auf's Klo und traut sich nicht es zu sagen, weil sie sie angeschnauzt haben... ". So hatte mein Ego den Kampf verloren. Auf's Klo drufte ich trotzdem nicht. "Soll se doch leiden!", sagte die Mathelehrerin scherzhaft und verzog ihr Warzenschweingesicht zu einem Lächeln. Danke auch.